WM in Changwon: Geis verpasst die ersehnte Medaille – Drei weitere Medaillen für DSB

10.09.2018

Bei jedem Weltcup in diesem Jahr holten die deutschen Schnellfeuerpistolen-Männer mindestens eine Einzel-Medaille. Bei der WM in Changwon leider nicht: Oliver Geis landete auf Platz fünf und verpasste dadurch auch den Quotenplatz für Tokio 2020. Als Trost gab es Team-Silber. Die 300m-Gewehrschützinnen zeigten im Liegend-Wettkampf ihre Stärke: Gold für das Team, Einzel-Silber für Eva Rösken.

Schnellfeuerpistole Männer: Teamsilber entschädigt ein wenig

 

Teamsilber und Platz fünf im Einzel. Wohl jede Disziplin innerhalb des DSB wäre zufrieden mit diesem starken Abschneiden, bei den Schnellfeuerpistolen-Schützen verhält es sich etwas anders: Die erfolgsverwöhnten Athleten von Bundestrainer Detlef Glenz schießen sich regelmäßig in die Medaillenränge und bestimmen die Weltspitze mit. So auch dieses Mal Oliver Geis in der Qualifikation, der diese mit 591 Ringen (Geis: „Mein höchstes Ergebnis, das ich überhaupt geschossen habe – sowohl die halbe Wertung am ersten Tag als auch das Endergebnis.“) als Erster abschloss und souverän ins Finale zog.

Dort kam „Wadenbeißer“ Geis (Zitat Glenz) nicht richtig in Fahrt, wie Geis hinterher sagte: „Ich habe versucht, zuzubeißen, aber es hat nicht so geklappt.“ Der Start mit einer Viererserie war gut, dann folgte aber eine ernüchternde eins, die ihn ans Ende des Sechserfeldes rutschen ließ. Den Shoot-off um Platz fünf gewann er noch gegen den Weltrekordler Kim, dann erwischte es aber auch Geis, weil er eine zweite Einer-Wertung folgen ließ. „Ganz zufrieden bin ich auf keinen Fall, ich habe mir mehr erhofft. Irgendwie kam ich mit den Lichtbedingungen nicht zurecht, es war relativ dunkel auf der Scheibe, ich habe wenig Kontrast hinbekommen. Ich habe alles versucht, aber es hat nicht sein sollen“, kommentierte der Sportsoldat aus Mengerskirchen das Finale. Auch der Bundestrainer sprach nicht um den heißen Brei herum: „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, es ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Es war schwer zu schießen von den Lichtbedingungen, das hat man bei einigen Durchgängen bei allen gesehen. Knapp vorbei, aber unsere Chancen kommen.“ Damit meint Glenz die Weltcups im nächsten Jahr, bei dem wieder angegriffen wird und bei denen die Quotenplätze für Tokio wieder vergeben werden. Geis ist sich sicher, „dass wir bei den nächsten Weltcups unsere Quotenplätze holen, da bin ich relativ entspannt.“

Die Enttäuschung saß tief bei Olympiasieger Christian Reitz. Der 30-Jährige verfehlte zum ersten Mal in dieser Saison ein Finale mit der Schnellfeuerpistole – ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt. Makellos schoss er die acht und sechs Sekunden-Serien (jeweils 100), dann war dem deutschen Vorzeigeschützen – wie schon am ersten Tag – das Glück nicht hold: Mehrere hohe Neunerwertungen (9,9) führten nicht zum erhofften starken Ergebnis, sondern „nur“ zu einer 93. Zu wenig! Reitz sagte: „Es war wie bei der Luftpistole vom Schießen eigentlich nicht schlecht, aber einfach ein paar Ringe zu wenig. Die Schüsse wollten auf Gedeih und Verderb nicht in die Zehn fliegen. Solche Wettkämpfe gibt es, es ist natürlich schade und schlechtes Timing, dass es ausgerechnet bei der WM nicht passt. Vom Ergebnis war es zu wenig, das ist einfach schade.“

Christian Freckmann steigerte sich im Vergleich zum ersten Tag um gleich sechs Ringe (286 und 292) und wies sich als starker Mannschaftsschütze aus. In Addition der drei Einzelergebnisse gewann das DSB-Trio hinter den überragenden Chinesen Silber. Das Ergebnis zeigt, wie hoch der eigene Anspruch im deutschen Team ist, denn auch Geis, Reitz und Freckmann lagen zwei Ringe über dem alten Weltrekord. „Es freut mich unheimlich, dass wir Teamsilber gewonnen haben. Zwar haben wir den Titel verloren, aber nach dem gestrigen Tag war das ein Erfolg. Oliver Geis hat das durchgezogen, eine starke Leistung. Bei Christian Reitz sind wir ein bisschen enttäuscht, auch wenn er sich gesteigert hat. Christian Freckmann hat sich gesteigert und seine erwartete Leistung für die Mannschaft gebracht“, fasst Glenz zusammen.

Skeet Frauen: Zufrieden, aber noch Luft nach oben

Schwierige Bedingungen herrschten auch am Flintenstand, auf dem Katrin Wieslhuber, Vanessa Hauff und Nadine Messerschmidt in Aktion waren. Starke, immer wiederkehrende Windböen machten die Scheiben einerseits schnell, auf der anderen Seite bremsten sie die Ziele ab. Wieslhuber kam vom DSB-Trio am besten damit zurecht und geht mit 69 Treffern als Elfte und nur eine Scheibe hinter dem letzten Finalplatz in den zweiten Tag. „Es wären ein paar Scheiben mehr drin gewesen, aber mit dem Ergebnis bin ich eigentlich erst einmal zufrieden. Morgen kommen ja noch zwei Runden.“ Auch für Hauff (67) ist das Finale mit einem starken zweiten Tag noch möglich. Messerschmidt schoss dreimal 21 und kann definitiv auch noch zulegen, für alle heißt es laut Wieslhuber: „Nochmal voll angreifen!“

300 Meter Frauen: Medaillenglanz durch Rösken & Co

Gold im Team, Silber im Einzel für Eva Rösken! Die Bilanz beim ersten Auftritt der 300-Meter-Schützinnen kann sich mehr als sehen lassen. Rösken (588 Ringe) zeigte auf dem schwierigen Stand, der 45 Autominuten entfernt von der Shooting Range liegt, konstante Serien und wurde nur von der Koreanerin Bae geschlagen. „Es hätte heute nicht besser laufen können für uns, wir haben bis zur letzten Minute gekämpft. Der Wind und der Lichtwechsel haben es sehr schwer gemacht“, sagte die zweifache Medaillengewinnerin.

Lisa Müller (584) hatte etwas Pech, denn sie schloss den Wettkampf mit einer 95-er Serie, ihrer schwächsten von sechs, ab und verfehlte als Fünfte die Medaillenränge lediglich um zwei Ringe. Auch, weil sie akute Zeitnot hatte. Sie weinte jedoch keiner Einzelmedaille hinterher, sondern freute sich über den Mannschaftstitel: „Der WM-Titel fühlt sich gut an, weil es mit dem Wind wahnsinnig schwer zu schießen war. Wir können zufrieden sein, wir haben es gut gemacht!“ Jolyn Beer (576), die ihren ersten internationalen Großkaliber-Wettkampf schoss, sorgte mit konstanten Serien für den ungefährdeten Teamsieg – elf Ringe Vorsprung vor Korea. „Es war für mich doppelt schwierig: Ich habe erst das dritte Mal 300 Meter geschossen und unter solchen Bedingungen noch gar nicht.“ Damit unterstrichen die deutschen Frauen ihre Teamstärke: Denn bereits im 50m Liegend- und -Dreistellungskampf mit dem Kleinkaliber-Gewehr waren die DSB-Frauen nicht zu schlagen. Am 12. September folgt mit dem Dreistellungskampf der zweite 300m-Wettbewerb für das Trio.

JuniorInnen: Schnellfeuerteam steigert sich deutlich

Wie bitter der eine Zeitfehler von Florian Peter am gestrigen ersten Tag des Schnellfeuerpistolen-Wettbewerbs war, zeigte sich im zweiten Teil: Peter schoss starke 291 Ringe und kam auf ein Gesamtergebnis von 572 Ringen. Mit dem einen Schuss mehr – eine Acht hätte gereicht – wäre er sicher im Finale gewesen und hätte das Team, bestehend aus Florian Jäger und Christoph Lutz zu Bronze geführt, den die um drei Ringe besseren Polen belegten. Jäger ließ seiner 286 vom Vortag eine 284 folgen, Lutz steigerte sich um fünf Ringe von 278 auf 283.

Lange Zeit lag Luc Dingerdißen im 3x40 Dreistellungskampf mit dem Kleinkaliber-Gewehr auf Finalkurs. Im Kniend- (388) und Liegendanschlag (395) schoss der 18-jährige Schüler aus Münzenberg bravourös. Ehe er, bei erneut schwierigen Bedingungen, im abschließenden Stehendschießen zu viele Ringe liegen ließ (364) und noch auf Platz 22 (1147) zurück fiel. Am Ende fehlten sechs Ringe zur Finalteilnahme. Dennoch eine starke WM von Dingerdißen, der bereits im Liegend-Wettkampf als Vierter sein großes Talent bewies. Bundestrainerin Claudia Kulla sagte: „Luc ist in den Riemenanschlägen besonders gut.

D.h., dass wir ihn nach Kniend- und Liegendschießen im Feld oben sehen, ist nicht selten. Er hat aber das Problem, dieses Niveau stehend durchzuhalten. Wir haben das ganze Jahr an diesem Anschlag gearbeitet, aber es ist noch eine fragile Angelegenheit, erst recht an diesem schwierigen Stand. Aber er hat in diesem Jahr sehr viel dazugelernt.“

Colin Fix (1132 – 379/390/373) und Maximilian Ulbrich (1132 – 368/383/375) vergaben dagegen vor allem in den ersten beiden Anschlägen die Aussicht auf bessere Platzierungen (Platz 43 und 46). Im Stehend zeigten beide ihre Klasse mit 95-er bis 97-er Serien, ehe die letzten zehn Schuss (86) Fix nach unten zogen.

Christoph Honkomp vertritt als einziger Starter die deutschen Farben im Skeet in der Juniorenklasse. Und er tat dies gut am ersten Tag, den er mit 68 (23, 23, 22) beendete. Ärgerlich nur, dass er in der dritten 25-er Serie die Scheiben 20 bis 22 fliegen ließ und somit eine weitaus bessere Platzierung als Rang 24 verfehlte.

   

 

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