WM in Changwon: Geis überzeugt, Großheim Weltmeister

09.09.2018

Oliver Geis und Kris Großheim waren die beiden deutschen Athleten, die am 9. September bei der WM in Changwon für die positiven Schlagzeilen aus deutscher Sicht sorgten: Vize-Weltmeister Geis schoss fulminante 298 Ringe und führt zur Halbzeit des Schnellfeuerpistolen-Wettbewerbs das Tableau an. Junioren-Athlet Großheim holte sich im nicht-olympischen Wettbewerb 10m Laufende Scheibe den WM-Titel.

Schnellfeuerpistole Männer: Geis marschiert vorneweg

 

Die Schnellfeuerpistolen-Männer lieferten ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle: Oliver Geis brannte um 8.30 Uhr morgens in der ersten Runde ein regelrechtes Feuerwerk ab und beendete mit sensationellen 298 Ringen (100, 99, 99) Teil eins des Qualifikationswettkampfes in führender Position. Anschließend sagte er sichtlich erleichtert: „Ich war gut drauf, es lief richtig gut, und ich bin natürlich sehr zufrieden. Das war der erste Schritt. Im Verlauf zeigten sich auch ein wenig die Nerven, dieses Mal war das Glück aber auf meiner Seite, weil sie noch reingeflogen sind. Zuletzt war es immer wackelig, zwischen 298 und 287 ist alles drin, und deswegen bin ich sehr zufrieden und möchte es morgen wiederholen.“

Christian Reitz und Christian Freckmann konnten ihrem Kollegen leider nicht das Wasser reichen. Olympiasieger Reitz schoss viele hohe Neuner, die ihm ein besseres Ergebnis als 289 Ringe (Platz 21: 97, 99, 93) verhinderten. Freckmann setzte seine Schüsse ebenfalls nicht platziert genug, 286 Ringe (Platz 40: 98, 95, 93) kamen am Ende heraus. Bundestrainer Detlef Glenz war zwiegespalten: „Oli hat mehr geschossen als erwartet. Für Christian war die Zehn heute kleiner als gedacht. Von der Mannschaft ist es okay mit einem 291-er Schnitt. Bei Christian war Pech dabei, es wären im Finale Hits gewesen, aber keine Treffer. 9,9 oder 9,8 andauernd. Ich habe schon damit gerechnet, dass Christian ein paar Ringe mehr schießt und sich im Finalbereich bewegt, aber morgen ist auch noch ein Tag. Bei Christian Freckmann hätten es auch ein paar Ringe mehr sein können.“

In der Saison 2018 langten stets 584 Ringe für den Einzug in das Finale der besten acht Schützen, „dieses Mal wird das kaum reichen“, so Glenz. Seine Männer sind also gefordert, die persönliche Changwon-Bilanz von Geis lässt aber auch hoffen: „Bisher bin ich jedes Mal aus Changwon mit einer Medaille weggefahren.“ Bei den Weltcups 2015 und 2018 holte er Silber bzw. Bronze.

JuniorInnen: Großheim wird Weltmeister, Dingerdißen Vierter

Kris Großheim ist weiter in der Erfolgsspur und setzte nach Silber im 50m Kleinkaliber nun mit dem 10m Luftgewehr Laufende Scheibe noch einen drauf: Der 19-jährige Schüler aus Frankfurt/Main holte sich WM-Gold, da er im Finale gegen den Ukrainer Danylo Danilenko die Nerven behielt. Nach einer 5:1-Führung sah alles nach einem Durchmarsch aus (sechs Punkte benötigt der Sieger), dann glich der Ukrainer aber noch zum 5:5 aus – die Verlängerung mit zwei Punkten Mindestabstand war erforderlich. Zwei saubere Zehner und Ergebnisse von 10,3:9,4 und 10,1:8,2 ließen Großheim kurze Zeit später die Faust ballen und jubeln: „Weltmeister klingt phantastisch und ist kaum zu glauben. Beim 5:1 wollte ich das Ganze fertigmachen und kam nicht mehr ganz hin. Ich war nicht schlecht, aber er war sehr stark.“ Seine Gefühlslage beim 5:5-Gleichstand beschrieb er kurz und knapp: „Totale Nervosität, aber das lasse ich mir nicht nehmen!“

Großheim war mit der Empfehlung von fünf Medaillen von der WM 2016 in Suhl nach Changwon gekommen, nun lässt er es abermals krachen: „Ich freue mich saumäßig für Kris, das hat er verdient. Es ist nicht so einfach, sich gegen drei Ukrainer durchzusetzen. Er hätte es sich ein bisschen einfacher machen können, auch für den Trainer und dessen Herz, aber er hat die Nerven behalten und hat das sauber gemeistert“, so Trainer Thomas Pfeffer.

Daniela Vogelbacher konnte dagegen ihre durchaus gute Ausgangsposition in der Frauen-Konkurrenz vom Vortag nicht nutzen. Die zweite der schnellen Serien missriet mit einer 80 völlig, sodass nach der guten 284 vom Vortag dieses Mal nur 266 Ringe herauskamen. Platz zwölf war das Endresultat.

Luc Dingerdißen zeigte im 50m Liegend-Schießen einen hervorragenden Wettkampf und musste sich am Ende nur drei Schützen geschlagen geben. Mit 617,5 Ringen verpasste er lediglich um 0,7 Ringe die Bronzemedaille. Diese ließ er wohl in der zweiten Zehnerserie liegen, als er vier Neuner-Wertungen und ein Resultat von 100,7 schoss. Dennoch zeigte er sich sehr zufrieden mit seiner Leistung: „Ich habe alles gegeben bei schwierigen Bedingungen. Eigentlich kann ich zufrieden sein, der vierte Platz ist schon ziemlich gut, aber natürlich ist er auch ein wenig ärgerlich.“ Auch Max Braun agierte auf einem konstant hohen Niveau und wurde mit 615,8 Ringen 13. Einzig bei Maximilian Ulbrich lief es nicht wie gewünscht. 606,4 Ringe und Platz 43 lautete seine Bilanz. Das deutsche Team schloss den Wettkampf auf Platz sechs ab.

Ganz ähnlich verlief der Wettkampf für die Gewehr-Kolleginnen Melissa Ruschel, Johanna Tripp und Hannah Steffen: In der Teamwertung sprang Platz sieben heraus, Ruschel als 18. (614,3) und Tripp als 21. (613,8) konnten bei zum Teil heftigen Windstößen gute Ergebnisse erzielen. Steffen erwischte es in der fünften Zehnerserie „böse“, als sie fünf Neuner und eine Acht schoss und sich somit ein deutlich besseres Ergebnis verdarb (607, 3, 39. Platz).

Bundestrainerin Claudia Kulla fasste zusammen: „Es ist ein sehr anspruchsvolles Schießen hier auf dem Stand. Obwohl es nicht schwierig aussieht, ist der Stand nicht ohne. Da benötigt man Erfahrung, um damit umgehen zu können. Deswegen sind die Ergebnisse gar nicht so hoch, insgesamt hat es bei Juniorinnen und Junioren nur eine Schützin geschafft, die 620 zu knacken. Der Lichtblick heute war der vierte Platz von Luc Dingerdißen, es wäre natürlich wunderbar gewesen, wenn er erstmals den Sprung aufs Podest geschafft hätte.“

Die Schnellfeuerpistolen-Junioren Florian Peter, Florian Jäger und Christoph Lutz schossen wie die „Großen“ ebenfalls Teil eins ihres Programms. Peter tat dies bis einschließlich dem 29. Schuss sehr gut, der 30. und letzte kam dann jedoch um fünf Hundertsel zu spät (4,2 Sekunden ist das Maximum) und kam somit nicht in die Wertung. Statt an den Finalrängen zu schnuppern, rangiert er nun auf Platz 18 (281 Ringe). Jäger hat die als Neunter mit 286 Ringen vor Augen, Lutz ließ vor allem in der Vier-Sekunden-Serie mit 87 Ringen viel liegen und ist 24 (278 Ringe).

  

 

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