WM in Changwon: Keiner schießt schneller und präziser

08.09.2018

Lucky Luke? Der Mann, der schneller zieht als sein Schatten? Das deutsche Team hat gleich drei Schützen diesen Kalibers in seinen Reihen: Christian Reitz (HSG Regensburg, SV Kriftel), Oliver Geis (St. Hubertus Mengerskirchen, SV Kriftel) und Christian Freckmann (SG Rockstedt) bilden das Schnellfeuerpistolen-Team bei der WM in Changwon/Korea (31. August bis 15. September) und wollen nicht nur schnell, sondern vor allem präzise feuern. www.sportdeutschland.TV/schießsport überträgt das Finale am 10. September ab 7.30 Uhr (deutsche Zeit).

Die Schnellfeuer-Schützen sind seit Jahren stark

 

Keine Frage: Die Vergangenheit, aber auch die diesjährige Saison zeigt, dass der DSB im Schnellfeuerpistolen-Bereich am stärksten und aussichtsreichsten aufgestellt ist. Bei drei von vier Weltcups holten die deutschen Schützen in diesem Jahr Medaillen, in Guadalajara/MEX und München standen entweder Reitz oder Geis oder auch beide – wie in Changwon/KOR – auf dem Treppchen. Und mit den olympischen Erfolgen des legendären Ralf Schumann (3x Gold, 2x Silber) und von Reitz (1x Gold, 1x Bronze) wird die Präsenz der Paradedisziplin auch bei Olympia offensichtlich. Für Reitz hat das plausible Gründe: „Jedes Land hat irgendwie seine Steckenpferde. Vielleicht für eine Zeitlang einen guten Trainer oder eine starke Trainingsgruppe, die sich ergänzt. Schnellfeuer ist die letzten Jahre, fast schon Jahrzehnte immer vorne dabei, das ist immer situationsabhängig, aber aktuell sieht es bei uns auch für die nächsten Jahre gut aus, dass es so bleiben könnte.“

Die deutschen Schützen haben beides: mit Detlef Glenz einen sehr guten Trainer und eine sehr starke Trainingsgruppe: „Wir pushen uns nach vorne, es schweißt zusammen und dadurch gehen auch die Leistungen nach oben. Weil Weltklasse auf Weltklasse trifft“, erklärt der 25-jährige Landespolizist Freckmann.

Medaillen sind das Ziel in Changwon

Bei der WM geht das deutsche Trio mehr als nur aussichtsreich an den Start: „Ziel ist das Finale, und dort ist alles möglich, auch eine Medaille. Und bei der Mannschaft gehe ich von einer Medaille aus“, unterstreicht Geis das Selbstbewusstsein. Der 27-Jährige reist als Vize-Weltmeister nach Korea und hat zurück zu alter Stärke gefunden. „Oli ist eine richtige kleine „Kampfsau“. Wenn er mal im Finale ist und losgelassen wird, dann ist er wie so ein Wadenbeißer, dann ist mit allem zu rechnen“, charakterisiert Bundestrainer Detlef Glenz den Sportsoldaten.

Überhaupt Glenz. Während es seine Schützlinge eher ruhig angehen (Reitz: „Ich bin eher der Gemütliche“ / Geis: „Ich lasse es ruhig angehen“ / Freckmann: „Ich bin eher der langsamere Typ, der Gechillte“), ist Glenz ganz der Disziplin entsprechend einer von der schnellen Sorte. Er fährt Porsche, begleitet emotional seine Schützen und feuert seine Worte schneller heraus als so mancher Pistolenschütze schießt. Für Changwon hat er klare Vorstellungen: „Wir haben eine starke Mannschaft, haben die letzten fünf internationalen Titel bei Welt- und Europameisterschaften gewonnen. Wir sind Titelverteidiger, und so gehen wir es an.“

Mit Freckmann hat er „einen sehr beständigen, guten Mannschaftsschützen dabei, auf den wir uns verlassen können. Und vielleicht ist er auch für eine Überraschung im Einzel gut“, so Glenz.

Vor allem setzt der Bundestrainer aber auf den Polizeihauptkommissar Reitz, „Mr. Zuverlässig, die Beständigkeit in Person, eine sichere Final-Bank und die Stütze der Mannschaft.“ Der Olympiasieger verinnerlicht das Credo des Schnellfeuerschützen wie kein Zweiter und beschreibt die Schwierigkeit: „Man hat die Zeitnot, muss diese aber auch maximal ausnutzen. Eine Mischung aus Zeitgefühl, sehr viel Bewegung und Präzision.“

Die „Herzspezialisten“ unter den Schützen

Acht Sekunden, sechs Sekunden, vier Sekunden. Das sind die magischen Zeitspannen für die Männer am Schießstand, in der jeweils fünf (!) Schuss abgegeben werden müssen. Lucky Luke käme wohl in Bedrängnis (es gibt ja auch nur vier Dalton-Brüder, für die Spezialisten ist das kein Problem: „Acht und sechs Sekunden kriegen die meisten guten Schützen noch hin, aber auch international trennt sich bei vier Sekunden die Spreu vom Weizen“, sagt Reitz. Glenz umschreibt das in seiner ihm eigenen Art: „Ich vergleiche das immer mit den Ärzten. Die Schnellfeuerschützen sind die Herzspezialisten, während die anderen Pistolen-Gattungen Allgemeinmediziner sind.“

Neben den deutschen „Herzspezialisten“ kommen die besten Schützen aus Frankreich, China und Südkorea, vor allem die benachbarten und befreundeten Franzosen schätzt Geis gefährlich ein: „Die haben ein starkes, junges, motiviertes Team!“ Das kennt auch Glenz natürlich, hat aber unerschüttliches Vertrauen in sein Trio und dessen Können: „Wir wollen im Einzel eine Finalteilnahme. Und auch da mindestens einen und mindestens eine Medaille – das ist das klare Ziel. Die Quotenplätze für Tokio (Platz eins bis vier im Einzel, Anm. d. Red.) sind ein schöner Nebeneffekt, aber wir wollen eine Medaille!“

  

 

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