WM in Changwon: Zwei Medaillen und Tokio-Quotenplätze

08.09.2018

Großartiger Tag für den Deutschen Schützenbund bei der WM in Changwon: Isabella Straub (Dreistellungskampf 3x40 mit dem Kleinkaliber-Gewehr) und Doreen Vennekamp (25 Meter Sportpistole) gewannen Silber bzw. Bronze und jeweils einen Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Teambronze für die Sportpistolen-Frauen Monika Karsch, Michelle Skeries und Doreen Vennekamp rundete den Tag ab, zudem wurde Monika Karsch gute Fünfte im Finale.

Kleinkaliber 3x40 Frauen: Straub glänzt einmal mehr, Beer fehlt ein Ring

 

Es sind zweifellos die Weltmeisterschaften von Isabella Straub! Nach drei Team-Medaillen (2x Gold, 1x Bronze), einer Einzelmedaille (Silber) und zwei Finalteilnahmen krönte die 27-jährige Studentin ihre Gala-Form mit Silber im olympischen 3x40-Wettbewerb mit dem Kleinkaliber-Gewehr. Damit gewann sie für den DSB auch den ersten Quotenplatz für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Im Finale schoss sie konstant stark. Selbst im Kniendschießen zum Auftakt (Straub: „Ich war schon ganz stolz, dass Kniend so gut gelaufen ist, weil das öfter meine Wackeldisziplin ist. Da ist mir der Start gut gelungen, auch wenn ich nicht so viele dicke Zehner hatte, dafür aber viele Zehner.“) agierte sie bravourös und war nach drei Fünferserien als Fünfte mit 1,8 Ringen Rückstand zur Führenden in Schlagweite zur Spitze. Denn dann kamen die „Straub-Anschläge“: „Im Liegen wusste ich, dass es gut geht, auch wenn ich recht lange für die Umbauphase benötigte. Im Stehen war ich mir einfach sicher, weil es hier extrem gut gelaufen ist im Luftgewehr und Kleinkaliber. Als die Probe gut lief, wusste ich, dass ich es stabil rüberbringen kann“, so Straub. Liegend machte sie noch keinen Boden auf das vor ihr liegende Quartett gut, baute aber das „Punktepolster“ nach hinten weiter aus. Bereits nach der ersten Fünfer-Serie im Stehend-Anschlag rückte sie auf Rang drei vor, nach der zweiten war sie Zweite. Zwei Schüsse später stand der erste Quotenplatz für das deutsche Team fest, Erleichterung überall.

 

Straub hatte enormen Vorsprung auf die drittplatzierte Kroatin und ließ sich diesen auch nicht mehr nehmen. Nur die Russin Yulia Karimova war an diesem Tag nicht zu schlagen und siegte verdient mit 1,6 Ringen Vorsprung. Silber kommentierte Straub überglücklich: „Ich hätte mir vielleicht eine Finalteilnahme und eine Mannschaftsmedaille vor der WM erträumt, weil ich wusste, dass wir Mädels gut aufgestellt und sehr gut drauf sind. Dass noch zwei Einzelmedaillen dazu kommen, hätte ich nie gedacht. Heute ist der Wahnsinn: Eine WM-Medaille in einer olympischen Disziplin plus Quotenplatz – ich habe mich echt gut verkaufen können und habe wirklich mal mein Ding durchziehen können und war nicht ganz so nervös bei einem Finale im Dreistellungskampf.“ Bundestrainer Claus-Dieter Roth strahlte mit der Silbermedaillengewinnerin um die Wette und meinte: „Isabella kam kniend gut durch, das war auch in der Qualifikation die Wackeldisziplin. Liegendschießen kann sie, Stehendschießen erst recht – das hat sie bravourös durchgezogen und Silber ist hoch verdient. Ich bin froh, dass der Quotenplatz da ist, über unsere Bilanz insgesamt kann keiner meckern!“ Viel Zeit zum Feiern bleibt Straub jedoch nicht, denn bereits um 4.00 Uhr morgens geht der Flieger: „Wir gehen noch schön essen und dann mal gucken, was mich zu Hause erwartet.“
In der Qualifikation schoss Straub im Kniend-Anschlag mit 387 Ringen exakt das Ergebnis vom Vortag. Dann „sattelte“ sie im Liegen noch einen drauf, blieb als einzige Starterin im 60-er Feld fehlerfrei und hatte die perfekte 400. Und im Stehend-Schießen ist sie eh eine Macht, 389 Ringe bedeuteten, ringgleich mit der Österreicherin Franziska Peer, Platz eins, da Straub mehr Innenzehner hatte.

Frust dagegen bei Jolyn Beer. Die Hannoveranerin schoss stark und arbeitete sich Stück für Stück nach vorne und hatte das Finale dicht vor Augen. Doch im Stehend-Anschlag konnte sie ihr hohes Anfangsniveau mit 99 Ringen nicht halten. So war sie am Ende mit 1170 (389, 396, 385) Zehnte, ringgleich mit der Achtplatzierten und letzten Finalteilnehmerin, doch sie hatte weniger Innenzehner. Ein Ring mehr und der DSB hätte zwei Starter im Finale gehabt: „Ich habe ein lachendes und weinendes Auge nach der Qualifikation. Isabella mit dem besten Ergebnis und schade, dass Jolyn rausgefallen ist. Sie hätte es verdient gehabt, sie hat gekämpft wie eine Löwin. Ringgleich aus dem Finale rauszufallen, ist die Höchststrafe!“, kommentierte Bundestrainer Claus-Dieter Roth treffend den Ausgang. Die zweimalige Mannschafts-Weltmeisterin Jaqueline Orth hatte dieses Mal nichts mit der Final- bzw. Medaillenvergabe zu tun. Mit 1156 Ringen (384, 396, 376) landete sich auf Platz 47.

DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann zeigte sich zufrieden: „Das ist der Anfang der WM. Ich bin erleichtert, aber wir haben heute ja noch dicke Chancen und gucken mal, was am Ende rauskommt. Die Gewehrfrauen haben das Gleiche gezeigt wie vor vier Jahren bei der WM in Granada. Damals hat Beate Gauß durchgezogen, hier ist es Isabella Straub.“

Sportpistole Frauen: Vennekamp zieht durch, Karsch mit Pech

Mit seiner Prophezeiung sollte Gabelmann Recht behalten, denn Monika Karsch und Doreen Vennekamp zeigten einen glänzenden Duelldurchgang und schossen sich mit jeweils 586 Ringen als Dritte und Vierte ins Finale. Zudem gewannen sie mit Michelle Skeries (572 Ringe, Platz 54) die Bronzemedaille in der Teamwertung.

Im Finale zeigte dann die erst 23-jährige Sportsoldatin Vennekamp eine prächtige Vorstellung: Von Beginn an fand sie ihren Rhythmus und schob sich mit der dritten Fünferserie auf Platz drei. Diesen verließ sie nicht mehr, weil sie bis auf einmal nie weniger als drei Treffer erzielte. Überglücklich sagte sie: „Nach fünf Minuten ist mir erst aufgefallen: Wir haben einen Quotenplatz, das hatte ich vorher nicht realisiert. Ich freue mich wirklich, ich hatte ein super Jahr, und das war die absolute Krönung – hier auf der WM zu zeigen, was ich kann. Und ich bin richtig glücklich, mit zwei Medaillen nach Hause zu fahren und stolz auf mein Team.“ Dass die Ronneburgerin ihre WM-Premiere bei den Frauen schoss, war ihr im Finale nicht anzumerken: „Wenn ich die Sportpistole in der Hand habe, fühle ich mich so wohl. Wir sind dann eins und dann geht es rund. Ich genieße das Gefühl eher, als dass ich aufgeregt bin“, erklärte sie ihre nicht vorhandene Nervosität. Vielmehr genoss sie die Atmosphäre in der pickepackevollen Halle: „Die Stimmung in der Halle mit den Zuschauern und der Stimmung, das war ein total geniales Feeling.“

Das empfand auch die Olympia-Zweite Karsch, die sich nach einem starken Vorkampf ebenfalls Chancen auf eine Medaille ausrechnete. Doch der Start misslang, Karsch schoss in den ersten vier Fünferserien jeweils nur zwei Treffer und befand sich somit immer im Hintertreffen: „Ich habe eigentlich auch ein supergutes Finale geschossen, aber es waren ganz viele knappe dabei: 10,1, 10,0, 10,1 und immer gleich die ersten beiden Schüsse weg. Der Schalter ging dann ein bisschen rum, aber da war es schon zu spät“, erklärte sie danach (zur Erklärung: Bei der Sportpistole zählen Schüsse erst ab einer Wertung von 10,2.). Doch die Regensburgerin kämpfte und überstand sowohl das Shoot-off mit der Schützin aus Katar als auch das mit der Südkoreanerin. Der Rückstand auf die ersten Vier war aber zu hoch: „Ganz happy bin ich natürlich nicht, weil ich mir gewünscht hätte, eine Einzelmedaille zu holen, aber durchaus zufrieden. Deswegen freut es mich riesig für die Doreen und fürs Team, denn ich wollte unbedingt so ein Viech (Maskottchen Amy, Anm. d. Red.) haben. WM-Platz fünf mit zweimal Shoot-off kann man stolz drauf sein.“

Michelle Skeries, die Dritte im Bunde, war auch nach dem Finale noch mitgenommen. Die 22-Jährige hatte im zweiten Teil der Qualifikation einen rabenschwarzen Tag erwischt, kämpfte aber und wurde zurecht mit Bronze belohnt: „Ich wollte mein Bestes geben, weil es auch um das Team ging. Das habe ich auch gemacht, aber heute war ein Tag, an dem es nicht lief. Ich freue mich sehr, dass die anderen beiden so gut geschossen haben, sodass es für Bronze gereicht hat.“ Das Schlusswort hatte aber Vennekamp: „Zwei Medaillen und der Quotenplatz – ich glaube, das darf gefeiert werden.“

JuniorInnen: Seeger wieder stark

Jeremy Schulz und Kathrin Murche schossen im Trap Mixed einen ordentlichen Wettkampf. Vor allem Schulz zeigte eine konstante Leistung und holte 68 Scheiben vom Himmel, Murche war bis zur letzten Serie auch gut dabei, ließ die WM dann aber mit einer 20 ausklingen – Platz neun für das junge Duo. Bundestrainer Uwe Möller: „Wir waren ganz gut mit dabei. Jeremy hat sein Niveau aus dem Einzel-Wettkampf umsetzen können, bei Kathrin hat es dagegen etwas geklemmt, in der letzten Runde nur eine 20. Das war am Ende zu wenig mit 131 Scheiben. Drei Scheiben haben zum Shoot-off gefehlt, aber ich denke, der neunte Platz ist in Ordnung für das erste Mal mit diesem Wettkampf bei den Junioren und lässt für die Zukunft hoffen!“

Vanessa Seeger zeigte auch im Wettkampf mit der Sportpistole ihr großes Potenzial: Die 16-Jährige, die bereits im Finale mit der Luftpistole stand, schoss 570 Ringe und wurde 16. Zum Endkampf der besten Acht fehlten lediglich vier Ringe. Bundestrainerin Barbara Georgi lobte: „Sie hat einen ganz tollen Wettkampf geliefert, auf den sie stolz sein kann. Sie hat für sich mehr erwartet, aber das geht vollkommen in Ordnung. Ich glaube, das wird mal eine ganz Große!“ Theresa Oblinger schoss mit 561 (28. Platz) ebenfalls einen guten Wettkampf, „sie kann auch zufrieden sein, wenn natürlich auch Luft nach oben da ist. Aber für ihre erste WM war das völlig in Ordnung“, so Georgi. Lisa Schnaidt erwischte keinen guten Tag und hatte am Ende 536 Ringe.

Nach Teil eins des Wettbewerbs 10 Meter Laufende Scheibe haben die deutschen Starter noch alle Chancen: Kris Großheim ist mit 287 Ringen Zweiter, ringgleich mit dem Erstplatzierten. Daniela Vogelbacher schoss in der Frauen-Konkurrenz 284 Ringe und rangiert damit auf Platz sieben. Allerdings beträgt ihr Rückstand auf Platz eins nur vier Ringe.

   

 

Bild zur Meldung: WM in Changwon: Zwei Medaillen und Tokio-Quotenplätze