WM in Changwon: Straub komplettiert Medaillensatz

05.09.2018

Drei positive Meldungen gab es am heutigen 5. September bei der WM in Changwon/Südkorea aus deutscher Sicht: Isabella Straub gewann die Silbermedaille im 50m Liegendwettbewerb mit dem Kleinkaliber-Gewehr und sicherte sich somit bereits ihre dritte Medaille. Katrin Quooß liegt nach dem ersten Tag im Trap aussichtsreich auf Platz zwei, und Pistolen-Juniorin Vanessa Seeger wurde starke Sechste mit der Luftpistole.

50m KK Liegend: Straub holt Silber, Männer ratlos

 

Nach dem überragenden Teamauftritt der deutschen Frauen, die mit über 20 Ringen Vorsprung Gold gewonnen hatten, rechnete sich das Trio Isabella Straub, Jaqueline Orth und Amelie Kleinmanns auch für den Einzel-Wettbewerb etwas aus. Doch der Start verlief nicht nach Plan, sowohl Straub als auch Orth hatten ihre Probleme: „Es war heute extrem schwer zu schießen. Der Stand ist anspruchsvoll, das sieht man auch an den Ergebnissen. Am Anfang sind mir zu viele Neuner unterlaufen“, urteilte Straub. Und Orth ergänzte: „Ich kam in der Probe nicht so richtig rein, die ersten fünf Schuss waren schwach. Dann habe ich gut reingefunden, aber in der Mitte wieder verloren, am Ende kam der Zeitdruck dazu. Die Ergebnisse spiegeln die Verhältnisse heute wider, gestern war es definitiv leichter. Es war viel Bewegung durch den Wind, es war tricky.“ Während Orth dennoch immer um Platz drei und vier rangierte, rückte Straub Runde für Runde nach oben. Am Ende hatte sie mit 623,7 Ringen Silber geholt, nur 0,2 Ringe fehlten zur Goldmedaille, die an Seonaid McIntosh aus Großbritannien ging. „Es wird immer erst am Schluss abgerechnet. Ich bin hinten raus immer stark und kann immer etwas rausholen. Zum Schluss habe ich die Neuner vermieden, die Zehner waren die ganze Zeit hoch. Ich bin sehr zufrieden.“ Orth kommentierte ihren unglücklichen vierten Platz, auch ihr fehlten mit 623,1 Ringen nur 0,2 Ringe zu Bronze: „Man kann nicht immer eine Medaille haben, 0,2 Ringe zu Bronze ist aber natürlich ein wenig bitter.“ Kleinmanns schoss ebenfalls gut und rundete das gute Teamergebnis mit 621,0 Ringen auf Platz 13 ab.

Ratlosigkeit und Kopfschütteln dagegen bei den Männern. Nach der Team-Goldmedaille am Vortag lief nicht viel zusammen. Platz 17 für Maximilian Dallinger (623,7), 18 für Daniel Brodmeier (623,7) und 37 für Christoph Kaulich (620,9) war nicht das, was sich das Trio und Bundestrainer Claus-Dieter Roth vorgestellt hatten. Die Schüsse fielen durchaus konstant, „die dicken Zehner sind aber einfach nicht reingeflogen“, so Bundestrainer Claus-Dieter Roth. Eine Erklärung hatte „Brodi“ dafür nicht: „Gestern Gold mit der Mannschaft, heute nix! Ich weiß nicht, warum es heute nicht so gelaufen ist. Es waren heute definitiv bessere Bedingungen, und wir hätten alle heute besser treffen müssen. Ich muss es mit dem Trainer analysieren, weil bei 3x40 muss ich auch etwas treffen. Eine Erklärung habe ich nicht, aber es gehört auch dazu!“ Dallinger, der bereits seinen vierten Wettkampf in Changwon schoss, wusste auch nicht so recht, was er von der Leistung und dem Ergebnis halten sollte: „Es war stabil, relativ konstant. Ein bisschen hat das Glück gefehlt. Es ist nicht schlecht, aber für ganz vorne reicht es damit nicht.“ Da es für die Gewehrschützen Schlag auf Schlag weitergeht - am morgigen 6. September findet die Elemination im Dreistellungskampf an – kündigte Roth direkt nach Wettkampfende eine Maßnahme an: „Heute gibt es die Tiefenspülung beim Training. Mit dem Liegendschießen brauchen wir nicht Dreistellung schießen!“ Dann sind Brodmeier, André Link und Maximilian Wolf für den DSB am Start.

Trap Frauen: Quooß ist vorne mit dabei

Titelverteidigerin Katrin Quooß begann höchst unglücklich: Zwei Fehler bei den ersten fünf Scheiben fördern sicherlich nicht das Selbstvertrauen. Doch Quooß ist eine Kämpferin, die auch nach bitteren Niederlagen – wie beispielsweise den zwei verpassten Olympia-Teilnahmen – immer wieder aufgestanden ist. Von den nächsten 70 Scheiben ließ sie nur noch zwei fliegen, u.a. schoss sie eine makellose 25 im zweiten Durchgang. „Scheiße angefangen, gar nicht so schlecht aufgehört. Die Leistung geht schon, aber ein bisschen muss ich noch tun“, ordnete sie gewohnt trocken ihre Leistung ein. Sonja Scheibl und Sarah Bindrich fanden ganz schwer in den Wettkampf und konsolidierten ihre Leistung in der dritten Runde. 55 Treffer sind aber deutlich zu wenig. Dementsprechend zog Bundestrainer Uwe Möller sein Zwischen-Fazit: „Der Tag durchlief durchwachsen mit Sonne und Wolken. Sarah kam gar nicht zurecht. Sonja lag nach den ersten beiden Runden im Mittelfeld und hat sich in der dritten Runde durch eine gelbe Runde durch den Schiedsrichter aus dem Konzept bringen lassen. Katrin hat das Beste nach der 22 zu Beginn gemacht, 49 hinten raus war top.“

JuniorInnen: Seeger ganz stark und trotzdem geknickt

Gerade einmal 16 Jahre alt ist Vanessa Seeger, hat aber durch ihre Eltern Carmen und Frank Seeger das Schützen-Gen mitbekommen. Beide Eltern waren Olympia-Teilnehmer, sicherlich auch einmal das ferne Ziel von Tochter Vanessa, und fieberten von zu Hause aus mit. Vanessa zeigte in Changwon einen großartigen Wettkampf, schoss sich mit 571 Ringen und einer um sechs Ringe gesteigerten Bestleistung in das Finale (Bundestrainerin Barbara Georgi: „Die Qualifikation war super, es war ein Traum, wie sie geschossen hat. Mit was für einer Konzentration und Technik, ich habe sie noch nie so viele Schüsse toll auslösen sehen.“), das sie mit Platz sechs beendete. Danach flossen Tränen, da dort bei einer Wiederholung der Qualifikationsleistung mehr möglich gewesen wäre. Aber ein Finale ist halt doch etwas anderes: „Ein Finale ist immer noch etwas anderes, dort muss man „überleben“, es hat nicht dieselben Regeln wie eine Qualifikation“, sagte sie später. Sie hatte in der ersten Finalserie zwei Achter, berappelte sich in der zweiten Serie mit der besten Leistung aller acht Finalteilnehmerinnen (50,0 Ringe) und schob sich auf Platz vier. Doch die Konstanz aus der Qualifikation wollte sich nicht einstellen, es folgte keine Zehner-Wertung mehr – Platz sechs. Georgi war stolz auf das Teamküken: „Sie kann mehr. Die Probe lief gut, da hat sie den zügigen, mutigen Schuss umgesetzt. Im Finale hat sie es nicht mehr so hinbekommen. Sie hat einfach zu lange gestanden. Sie war die Jüngste hier, es war erst ihr fünftes Finale in ihrer Karriere.“ Nachdem die erste Enttäuschung vorbei war, realisierte auch Seeger, was sie an diesem Tag im fernen Korea auf die Zielscheibe gebracht hatte und möchte mehr: „Das Adrenalin ist wundervoll, dafür macht man das. Wie der Körper plötzlich fremd wird, ist ein komisches Gefühl. Den Arm hatte ich unter Kontrolle, bis der Schuss brach. Dafür, dass ich die Jüngste im Feld war, kann ich mich nicht beschweren. Ich bin stolz!“

Stolz war die Trainerin auch auf die beiden anderen Starterinnen. Miriam Piechaczek steigerte sich im Vergleich zum Mixed-Wettkampf deutlich und hatte am Ende 567 Ringe stehen (Platz 12). Und auch Andrea Heckner gab alles und kämpfte, nachdem ihr bei Schuss 24 eine verhängnisvolle Drei unterlief. „Miri fehlten nur zwei Ringe zum Finaleingang, Andrea hat alles für die Mannschaft gegeben. Wir hätten uns eine Medaille gewünscht, aber jede hat ein paar Ringe gelassen“, so Georgi zu Platz vier mit dem Team. Fünf Ringe fehlten zum Dritten Russland.

Etwas geknickt waren die Mixed-Teams mit dem Luftgewehr. Anna Janshen/Maximilian Ulbrich und Franka Janshen/Bastian Blos landeten am Ende auf den Plätzen 27 und 22 in dem 42-er Teilnehmerfeld. Zwar zählten die DSB-Teams nicht zum Favoritenkreis, etwas mehr hatte sich das Quartett aber ausgerechnet. Bundestrainerin Claudia Kulla sagte: „Wir haben uns nicht im Finale gesehen, vielleicht ist es etwas schlechter gewesen, als wir es erwartet haben. Franka ist sehr zufrieden aus dem Wettkampf rausgegangen, sie hat 415,2 Ringe geschossen. Wir machen noch eine Besprechung und gucken, was wir hier für die folgenden Wettkämpfe rausnehmen können.“

Und auch im 50m-Wettbewerb Kleinkaliber mit der Laufenden Scheibe gab es lange Gesichter: Kris Großheim konnte seinen dritten Platz vom Vortag nicht verteidigen und rutschte mit insgesamt 566 Ringen auf Platz sieben ab. Disziplintrainer Thomas Pfeffer sagte: „Er hat mehr draufgehabt, und das wusste er auch. Er wollte sehr viel und hat eigentlich eine gute Technik. Auf die muss er sich wieder besinnen. Denn jetzt kommen die Luftgewehr-Wettbewerbe, auf die er sich eigentlich konzentriert hat.“ Sechs Ringe lag Großheim hinter der Bronzemedaille, „zehn Ringe mehr kann er auf jeden Fall schießen“, so Pfeffer.

Beim Trap kam auch Jeremy Schulz nicht gut in den Wettkampf hinein: 19 Treffer zu Beginn waren nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Doch auch er kämpfte und ließ zwei 22-er Runden folgen, Platz 32. „Jeremy hat in der ersten Runde Lehrgeld gezahlt, hat das dann aber mit zwei 22-er Runden gut weggesteckt für seine erste WM“, so Bundestrainer Uwe Möller.

  

 

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