WM in Changwon: Doppel-WM-Gold für Liegend-Trios

04.09.2018

Weltmeister! So dürfen sich ab sofort Daniel Brodmeier, Maximilian Dallinger und Christoph Kaulich sowie Isabella Straub, Amelie Kleinmanns und Jaqueline Orth nennen. Die Trios gewannen bei der WM in Changwon/Korea jeweils den Teamtitel im nicht-olympischen 50m Liegendschießen, die Frauen gar mit neuem Weltrekord. Nicht so gut lief es dagegen für die Luftpistolen-Frauen, die klar das Finale verpassten.

50m KK Liegend: Deutschland im Liegen nicht zu schlagen

 

Zunächst gewannen die Männer die zweite Medaille für den Deutschen Schützenbund! Daniel Brodmeier, Maximilian Dallinger und Christoph Kaulich holten den WM-Titel im 50 Meter Liegend-Wettbewerb. Routinier Brodmeier ging mit einer starken Leistung und 625,8 Ringen voran und sagte nach dem Wettkampf: „Ich bin begeistert, weil wir eine Trainingsgruppe sind, und es für mich der erste WM-Titel überhaupt ist. Und ich freue mich natürlich besonders auch für meine zwei Kumpels und Trainingspartner.“ Die schossen bei extrem schwierigen Bedingungen (Brodmeier: „Wir hatten nicht einmal diese Bedingungen mit Wind und Sonne im Training!“ / Kaulich: „Es war alles anders als vorher!“) in seinem Sog auch gute Ergebnisse (Kaulich 621,9 und Dallinger 621,8), wobei Dallinger, er startete im Gegensatz zu den anderen in der zweiten Gruppe, ahnungslos war: „Ich wusste vor meinem Wettkampf nicht die Ergebnisse der anderen und somit auch nicht, wo wir standen. Das war so geplant, damit ich mir keinen Druck mache. Am Ende sind die richtig „dicken Zehner“ gekommen, und am Ende ist CD (Bundestrainer Claus-Dieter Roth, Anm. d. Red.) zu mir gekommen und hat mir auf die Schulter geklopft. Da habe ich gewusst, dass es eine Medaille war. Weltmeister klingt sehr gut!“ Am Ende hatte das DSB-Trio 1,5 Ringe Vorsprung vor den USA, dahinter folgte China. Am 5. September findet der Einzel-Wettkampf statt, das deutsche Trio ist dabei und dürfte mit Rückenwind die Sache angehen. „Diese Disziplin dürfen wir nicht aufgeben, zumal es sehr viele Leute schießen und die Ergebnisse hier bei schwierigen Bedingungen hoch waren. Zudem ist es der Einstieg für das Kleinkaliber-Schießen“, brach Brodmeier eine Lanze für den Wettbewerb, der nach den Olympischen Spielen in Rio 2016 aus dem olympischen Programm genommen wurde.

Die deutschen Frauen wollten sich nach dem Glanzstück ihrer Kollegen nicht lange bitten lassen und ließen es ebenfalls krachen: Zunächst Isabella Straub, die mit fulminanten 626,0 Ringen den Grundstein für den Gold-Triumph legte. Satte vier Ringe lagen zwischen ihr und der Zweitplatzierten, was auch dem Weltmeister Daniel Brodmeier zu verdanken war: „Ich habe mir vorher ein paar Tipps bei ihm geholt, wie es ist. Man musste die „Eier“ haben, um zügig zu schießen und in dem Moment stoppen, wenn der Wind wieder kam.“ Dabei war das nicht die einzige Hilfe, die Straub zur Top-Leistung nutzte: „Ich habe mir auf einem kleinen Zettel die Worte „Geduld“ und „Aggressivität“ geschrieben und so bin ich auch verfahren - das Umschalten hat wirklich gut funktioniert.“Amelie Kleinmanns, die ihre WM-Premiere feierte, fiel von der Ringzahl etwas ab (617,0), lieferte aber mit der 104,0 in der letzten Serie einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg: „Der Wettkampf war anstrengend, die Windverhältnisse waren nicht einfach. Aber alles in allem habe ich mich gut durchgekämpft. Es freut mich, dass ich mich für den Einzel-Wettkampf qualifiziert habe, und Isabella und Jaqueline haben natürlich richtig einen rausgehauen. Mein zwölfter Platz war in dem Starterfeld auch nicht so schlecht. Es ist einfach nur toll, Weltmeister zu sein!“

Nun war es an Orth, den „Deckel“ draufzumachen. Und das tat die 25-Jährige in phantastischer Manier: 10,9 im ersten Schuss und am Ende Bestleistung mit 628,4 Ringen. Ungläubiges Staunen bei allen Beteiligten, als bekannt wurde, dass der Weltrekord geknackt war – den hielten übrigens die deutschen Frauen seit der WM 2014. Orth verfehlte die Einstellung des Einzel-Weltrekords von Beate Köstel nur um eine Zehntel, war aber natürlich begeistert: „Der erste Wettkampf auf ganz großer Bühne bei den Erwachsenen und dann so ein Ergebnis und Ausgang – damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe versucht, den ersten Durchgang auszublenden, ich wusste nicht, was sie geschossen hatten, und dann habe ich es einfach laufen lassen. Es fällt etwas ab, dass der Start gut war und ich eine Medaille habe, egal welche Farbe.“ Am Ende waren es 20,2 (!) Ringe, die Dänemark als Zweiter Rückstand hatte. Bronze ging an Großbritannien.

Für Straub war es übrigens die Titelverteidigung. Die 27-Jährige, die sich mit Platz fünf und acht im Luftgewehr Mixed und Einzel in bestechender Form in Changwon präsentiert, holte vor vier Jahren in Granada/Spanien Gold im Teamwettbewerb. Damals mit Beate Köstel und Barbara Engleder an ihrer Seite. Nun war Straub wieder dabei, in anderer Rolle, das Gefühl ist gleich geblieben: „Weltmeister zu werden, ist natürlich geil!“

Luftpistole Frauen: Solide, aber nicht ausreichend

„Die Mitte war heute nicht groß genug für mich!“ So formulierte Monika Karsch treffend ihren Wettkampf mit der Luftpistole. Das Gleiche hätten auch ihre Teamkolleginnen Sandra Reitz und Doreen Vennekamp sagen können, denn oftmals verfehlten ihre Schüsse die gewollte Zehn nur hauchdünn. So verlief der Wettkampf in Changwon nicht nach Wunsch: 570 Ringe (Reitz), 568 Ringe (Karsch) und 563 Ringe (Vennekamp) bedeuteten lediglich die Plätze 36, 44 und 62. Auch in der Mannschaftswertung reichte es nur zu Platz 13. Die Trauben hingen hoch für die zwei WM-Neulinge und Sportpistolen-Spezialistin Karsch, der Finaleingang lag bei 580 Ringen. Disziplintrainer Jan-Erik Aeply sagte: „Ich habe mir mannschaftlich mehr erhofft, alle sind eigentlich für ein paar Ringe mehr gut. Das Fazit ist nicht gut, ich denke aber, dass Moni und Doreen ihre Lehren daraus für die Sportpistole ziehen.“

Auch die Athletinnen waren durchaus selbstkritisch. „Das war stabil, konzentriert und fokussiert. Aber letztlich sind die Zehner nicht rangeflogen. Es war ein guter Wettkampf, aber mit dem Ergebnis bin ich nicht ganz zufrieden“, meinte Reitz. Und Karsch sagte: „Ich bin nicht richtig unzufrieden, aber auch nicht zufrieden. 70 + x hätte ich mir vorgestellt, auch wenn ich mich nicht ganz top gefühlt habe. Die Trefferbilder waren auch gut, aber ich habe einfach zu wenig Zehner geschossen.“ Vennekamp ergänzte: „Ich hatte gute Phasen zwischendrin, konnte aber nicht wirklich zeigen, was ich kann. Ich hatte ein bisschen die Flatter und bin das von mir eigentlich nicht so gewohnt.“

Für Reitz ist die WM damit beendet. Sie bleibt noch ein Tage in Changwon, um ihren Mann Christian zu unterstützen, „dann geht es für ca. drei Wochen nach Australien und Neuseeland in den Urlaub.“ Karsch und Vennekamp konzentrieren sich ab sofort auf die Sportpistole, die am 7./8. September geschossen wird. Und dann soll das klappen, was mit der Luftpistole verfehlt wurde: „Mit der Sportpistole will ich im Finale stehen, da läuft es wirklich gut, da bin ich in Top-Form. Das Training ist gut und stimmt mich optimistisch – die Motivation ist da“, so Karsch.

JuniorInnen: Luftpistolen Mixed und Laufende Scheibe

Im Juniorenbereich fanden zwei Wettkämpfe statt. Mit der Luftpistole wurde das Mixed geschossen, allerdings feuerten die deutschen Athleten ihren Erwartungen hinterher, belegten mit jeweils 749 Ringen die Plätze 19 (Miriam Piechaczek/Robin Walter) und 20 (Vanessa Seeger/Jan Luca Karstedt) und mussten der großen Nervosität Tribut zollen. Bundestrainerin Barbara Georgi sagte: „Sie haben sich unter Wert verkauft. Robin und Vanessa waren noch im Rahmen, die beiden anderen können es deutlich besser.“

Das Quartett schoss teilweise zu ängstlich, „zuletzt hatten wir 15 Ringe mehr pro Team“, verdeutlicht Georgi die Differenz zum Leistungspotenzial, das sich auch in Platz sechs beim Weltcup in Suhl offenbarte. Viel Zeit zum Grübeln bleibt nicht, bereits am 5./6. September folgen die Einzel-Wettbewerbe. „Sie können resümieren, was sie besser machen können. Vor allem müssen sie mutiger sein! Und sie müssen Bestleistung oder ihr Optimum schießen, um vorne mitmischen zu können“, so die Bundestrainerin.

Besser lief es für Kris Großheim am ersten Tag des 50 Meter-Wettkampfes mit der Laufenden Scheibe. Mit 290 Ringen rangiert er auf Platz drei, zwei Ringe vor dem Vierten und drei Ringe hinter dem Zweiten: „Es war mehr drin, es kann sich aber trotzdem sehen lassen. Bis zur Hälfte war die Nervosität hoch, danach hatte ich das im Griff. Morgen ist alles machbar, sowohl nach oben als auch nach unten. Ziel ist eine Medaille, aber die Konkurrenz ist hart“, äußerte sich der Junior. Am 5. September folgt die schnelle Serie, dann trennt sich in der Regel die Spreu vom Weizen.

 

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