WM in Changwon: Erste Medaille für DSB-Team

03.09.2018

„Da ist das Ding!“ Erste Medaille für die deutschen Schützen bei der WM in Changwon. Die Luftgewehrschützinnen Isabella Straub, Julia Simon und Selina Gschwandtner gewannen mit dem Team die Bronzemedaille. Straub erreichte zudem das Einzelfinale und wurde Achte. Beim Trap glänzte Juniorin Katrin Murche mit Platz fünf.

Luftgewehr Frauen: Teammedaille und Finale

 

Im Finale erwischte Isabella Straub einen denkbar schlechten Start: Mit zwei 9,4-ern endete die erste Fünfer-Serie, 49,8 Ringe bedeuteten Platz acht und 1,8 Ringe Rückstand. „Ich war sehr nervös zu Beginn. Und im Prinzip war ich raus, bevor ich mich daran gewöhnt hatte.“ Zu was Straub in der Lage ist, zeigte sie der vollbesetzten Tribüne, darunter zahlreiche deutsche Athletinnen und Athleten, in der zweiten Serie: 52,5 Ringe, stärkste Serie aller Teilnehmerinnen und Platz sieben. Leider folgten bei den zwei folgenden Einzelschüssen nur eine 10,0 und 9,8 – als Achte musste Straub als erste Finalteilnehmerin das Feld räumen. „Als Erster rauszufallen, ist immer enttäuschend. Das sind Lernschritte in Richtung Tokio, und ich muss daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen.“

Straub war übrigens neben der italienischen Titelverteidigerin Petra Zublasing einzige Europäerin im Finalfeld, die Medaillen sicherten sich Korea (Gold und Bronze) sowie Indien, das auch Platz vier gewann – gleichbedeutend mit vier Quotenplätzen für Tokio 2020. Mit Platz acht im Einzel sowie Platz fünf im Mixed (mit Maxi Dallinger) unterstrich Straub nach einer insgesamt starken Saison ihre Zugehörigkeit zur Weltspitze. „Geil war´s“, bilanzierte sie die beiden Wettkämpfe und bereitet sich nun auf die Kleinkaliber-Wettkämpfe vor.

In der Qualifikation musste Straub ganz lange zittern, denn sie hatte von den knapp 120 Starterinnen in der ersten, kleineren Gruppe geschossen. Mit 627,1 Ringen führte sie das Tableau an, wusste aber, dass noch zahlreiche starke Schützinnen kommen würden. Straub hatte an ihre starke Vortagesleistung im Mixed angeknüpft und lediglich einen „Aussetzer“ mit einer 9,4 gehabt. Zu der Warterei sagte sie: „Das Finale war das Ziel, und ich habe lange genug warten müssen. Ich war am Ende eher überrascht, dass es gereicht hat. Ich war auf dem KK-Stand, weil da nicht so viele rumgewuselt sind.“

Julia Simon und Selina Gschwandtner schossen ebenfalls stark, aber nicht konstant genug. Gschwandtner startete mit einer 102,6 und konnte damit ihre Finalträume frühzeitig begraben. Umso beeindruckender, wie sich die 24-Jährige zusammenriss und am Ende mit 626,4 Ringen auf Platz zwölf landete. „Der Anfang war ziemlich bescheiden, mit den anderen fünf Serien kann ich zufrieden sein. In der ersten Serie habe ich zwei Ringe verloren, die mir am Ende für das Finale gefehlt haben!“ Wie fragil das Schützengebilde sein kann, offenbarte Gschwandtner, „denn als ich im zweiten Schuss eine 9,4 hatte, war die ganze Sicherheit von der Probe weg. Dann will man es noch genauer machen, und es dauert, bis man dann wieder seinen Fluss findet.“

Ähnlich erging es Simon, die hinten raus mit einer 102,9 „Körner ließ“, Platz 26 belegte (624,9) und sich auch nicht richtig über Bronze freuen konnte: „Ich bin überhaupt nicht zufrieden, die letzte Serie war gar nichts. Ich hatte einen hohen Puls, weil ich wusste, dass ich eine 105 schießen muss. Und wenn man dann unbedingt will, geht´s halt überhaupt nicht."

Keine Medaille im Einzel, dafür aber im Team hinter Korea und Indien. „Das ist natürlich super, wenn alle drei konstant hoch schießen und es für eine Medaille reicht“, meinte Gschwandtner. Simon war zwiegespalten, „weil nur 0,6 Ringe zu Silber fehlten und ich es so schlecht ausgeschossen habe.“

Luftgewehr Männer: Trio ohne Finalchance

Im Männer-Wettbewerb blieb das deutsche Trio chancenlos und hatte nichts mit der Vergabe der vorderen Plätze zu tun. Julian Justus schoss mit 625,7 Ringen das beste Resultat und wurde 22., André Link kam mit 625,1 Ringen auf Rang 30 und meinte ehrlich: „Es gab ein paar schwache Phasen, aber mit der 625 bin ich zufrieden, höher ist mein Niveau im Moment einfach nicht.“ Dagegen haderte Maximilian Dallinger, der am Vortag mit Isabella Straub noch das Finale im Mixed-Wettbewerb erreicht hatte und Fünfter wurde, mit seiner Leistung (621,8, Platz 55): „Heute bin ich nicht zufrieden. Der Anfang war nicht so schlecht, aber es reicht einfach nicht für eine WM. Das ganze Jahr war schon nicht so megaprickelnd, zwar besser als bei der WM, aber die Fehler treten auf, wenn der Extradruck da ist. Die Schulter ist mein Knackpunkt, die rauszieht und heute in alle Richtungen zog, was untypisch ist.“ Finaleingangsniveau waren 628,0 Ringe, die Teamwertung schloss Deutschland auf Rang neun ab. Bundestrainer Claus-Dieter Roth zog Bilanz: „Klassenziel verfehlt! Wir hatten auf einen Finalteilnehmer gehofft, aber dazu fehlte es ein Bisschen. André zeigte das, was er schießen kann, bei „JJ“ (Justus, Anm. d. Red.) hatte ich ein bisschen mehr erwartet. Aber eine 102,7 in der zweiten Serie ist zu dünn, da sind die Ringe, die zum Finale fehlen.“

Trap: Wieder mal eine Scheibe

Eigentlich mögen es die Trap-Schützen ja, wenn etwas zerplatzt. Nicht jedoch, wenn es die Erwartungen und Träume sind. Und so passte sich die Laune von Paul Pigorsch, Andreas Löw und Stefan Veit auch dem miesen Wetter – abwechselnd Niesel- und Stark-Regen – an: Pigorsch schoss in seiner vierten Serie gleich zwei „Fahrkarten“, rettete diese immerhin noch mit 23 Treffern in Serie und schoss auch die Abschlussserie perfekt. Mit Jahresbestleistung von 121 Treffern landete er auf Platz zehn, eine Scheibe hinter dem Finaleingang: „Saisonbestleistung beim Jahreshöhepunkt, das ist keine schlechte Sache, aber es fehlt wieder die berühmte eine Scheibe. Der Druck war heute früh hoch, und nach den beiden Fehlern war ich genervt - das war einfach die Aufregung. Danach habe ich mich gut reingeschossen und die Karre noch halbwegs aus dem Dreck gezogen. Es war eine super Leistung, es geht aufwärts, aber es ist nervig, dass wieder die eine Scheibe fehlt. Nächstes Jahr ist unser Ziel, einen Quotenplatz zu holen, ganz klar“, so Pigorsch.

Löw ließ morgens gleich drei Scheiben fliegen und gegen Mittag nochmals drei. Zu viel auf dem WM-Niveau in Changwon, wo um die 40 Schützen für das Finale in Frage kamen. Am Ende hatte er 116 Treffer (Platz 58). Allerdings war Löw in seiner Sicht gehandicapt, da sich über Nacht ein Auge entzündet hatte. Veit kam mit 111 Treffern auf Platz 96. Bundestrainer Uwe Möller zog Bilanz: „Paul hat in der ersten Serie leider etwas gepatzt, da hat er die Wettkampferregung nicht in den Griff bekommen. Dann war er total abgezockt, Saisonbestleistung zum Jahreshöhepunkt – so soll es sein. Andreas hat aufgrund seiner Augenprobleme der klare Blick gefehlt. Wir können mit erhobenem Haupt aus dem Wettkampf gehen, die Männer haben sich gut verkauft.“

Murche zwischen Himmel und Hölle

Und auch Juniorin Kathrin Murche schien zunächst ihrer Aufregung Tribut zu zollen. Nachdem sie nach dem ersten Tag und drei Durchgängen aussichtsreich auf Platz zwei lag, fiel sie mit einer 20 in Runde vier zurück. „Ich hatte richtig Probleme, das gute Ergebnis von gestern zu verarbeiten. Ich habe fast gar nicht geschlafen, mein Kopf wollte sich einfach nicht ausschalten“, zeigte sie nachher Einblicke in ihr Seelen- bzw. Nachtleben. Doch eines kann Murche schon in jungen Jahren: kämpfen. Und so ließ sie eine zweite perfekte Runde in diesem Wettkampf folgen, steigerte mit 116 Scheiben ihre persönliche Bestleistung um vier Scheiben und qualifizierte sich für das Finale. Dort startete sie furios mit sechs Treffern - im Finale gib es nur einen Schuss pro Scheibe -  ehe sich der erste Fehlschuss einschlich. Murche beschrieb das Finale mit folgenden Worten: „Bei den ersten Scheiben war ich relativ entspannt, und ich dachte ein wenig, ich habe eh keine Chance. Dann kam die Aufregung, weil ich gemerkt habe, dass es nicht so schlecht läuft und die anderen schon welche fliegen gelassen hatten. Ich hatte Probleme, die Fehler zu verarbeiten, es hinzunehmen, dass ein Fehler da war. Meistens kam dann direkt einer hinterher und das hat mir das Genick gebrochen.“

Bestleistung um vier Scheiben gesteigert, die ersten zwei internationalen „Vollen“ in ihrer Karriere. Die EM-Siebte aus diesem Jahr und frisch gebackene WM-Fünfte hatte zunächst dennoch gemischte Gefühle: „Als ich vom Stand gekommen bin, war ich richtig enttäuscht, da musste ich kurz mit mir ringen. Jetzt mit etwas Abstand denke ich mir, das ist mein größter internationaler Erfolg und mein Ziel in diesem Jahr war eine Finalteilnahme. Und dann bei der WM – das freut mich sehr, und deswegen bin ich eigentlich wirklich zufrieden.“ Johanna Brandt traf 98 Scheiben und beendete den Wettkampf auf Platz 27.

  

 

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