Deutsche Behindertenmeisterschaft: „100 Prozent Inklusion“

02.09.2018

Bei der Deutschen Meisterschaft in München (22.8-3.9) stehen behinderte und nicht-behinderte Schützen an einem Stand. Gemeinsam kämpfen sie um jede Zehn. Zwei Prozent. So viel Augenlicht ist bei Florian Hörterer noch übrig. Lediglich Schatten kann er erkennen. Aber bei Regenwetter, sowie in den letzten Tagen bei der Deutschen Meisterschaft in München, fällt ihm das schwer.

 

Trotz seiner Behinderung ist Florian Hörterer Sportschütze aus Leidenschaft, zielt genau und trifft – Dank seines guten Gehörs. Denn anhand von Tönen weiß er, wo die Mitte der Scheibe ist. Zum Schießen gekommen ist er durch ein Zentrum für Blinde und Sehbehinderte. Und weil ihm der Sport so großen Spaß gemacht hat, hat er selbst die Initiative ergriffen und viel trainiert, um eines Tages an einer Meisterschaft teilzunehmen. Heute geht er bei der Deutschen Meisterschaft als Sieger mit dem Luftgewehr vom Platz (AB3 m/w mit Hilfsmittel). Ein Sieg, der für Hörterer von großer Bedeutung ist: „Hier können wir zeigen, dass wir Blinden auch etwas können, was Nicht-Sehbehinderte können.“ Noch schrecke vor allem der Preis der 1400 Euro teuren Visierung viele Blinden ab, den Sport auszuüben. Doch Hörterer will weiter kämpfen, um noch viele für seinen Sport zu begeistern und gemeinsam die Herausforderung anzunehmen.

Ein Gefühl der Zugehörigkeit

Einer, der schon über 70 Medaillen von der Deutschen Meisterschaft zu Hause hat, ist Josef Neumaier. Seine erste holte er 1984, also vor 34 Jahren. Dennoch kann der Rollstuhlfahrer aus Altötting in diesem Jahr einen ganz besonderen Erfolg verbuchen. Mit 60 Jahren holt er  mit seiner 45. Goldmedaille zum ersten Mal eine Teammedaille (LG & KK 100m Herren III). Ein Team, dass sowohl aus behinderten als auch nicht-behinderten Schützen besteht. Es ist eine Chance, die es, laut Neumaiers Teamkollege Norbert Gau, nicht in vielen Sportarten gebe: „Für mich ist das 100 Prozent Inklusion.“ Möglich ist diese außergewöhnliche Kombination nur in den Disziplinen, die ohne Riemen geschossen werden, in allen weiteren Disziplinen treten die behinderten Schützen in einer separaten Wertungen an. Eine „faire Lösung für alle“, findet Paralympics-Sieger Neumaier. Und Gau, der ebenfalls bereits an den paralympischen Spielen teilnahm, ergänzt: „So hat man das Gefühl, dass man dazu gehört.“ Ein Gefühl, dass man in den Tagen der Deutschen Meisterschaft spürt, wenn man über die Anlage geht. Alle gehören dazu – zu dieser großen Schützenfamilie.

    

 

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