Bogen-DM: Unruh: „Die DM ist meine Generalprobe“

15.08.2018

Lisa Unruh ist Deutschlands Aushängeschild im Bogensport. Dies unterstrich sie zuletzt mit dem eindrucksvollen zweiten Platz beim Heim-Weltcup in Berlin. Natürlich gehört sie auch bei der Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden (17.-19.8), deren Aufbau am Mittwoch um 8.30 Uhr auf dem Qualifikationsfeld in Dotzheim und am Donnerstag um 7.00 Uhr auf dem Finalfeld auf dem Bowling Green beginnt, zu den Top-Favoriten auf den Titel. Im interview äußert sie sich zum Stellenwert der DM, zu ihren größten Konkurrentinnen, zu den internationalen Höhepunkten sowie zu ihrem Bogen.

Lisa, du bist das ganze Jahr weltweit durch den Bogensport unterwegs. Wie schön ist es dann, in Deutschland einen Wettkampf zu schießen?

Unruh: „Allein die kurze Anreise macht das schön. Ich mag es, in Deutschland Wettkämpfe zu schießen. Vor allem trifft man dort seine Freunde, die man sonst kaum sieht.“

Welche Bedeutung hat eine DM für eine Olympia-Zweite bzw. Weltcup-Ranglisten-Vierte überhaupt?

Unruh: „Es ist für mich nicht der Höhepunkt, aber es ist für mich ein guter Wettkampf zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft, die direkt anschließt. Ich nehme es als kleine Generalprobe.“

Du könntest in Wiesbaden bei der Deutschen Meisterschaft einen Vorteil haben, denn du hast bereits einmal auf dem Bowling Green gestanden…

Unruh (lacht): „Nur gestanden – in einem Ballkleid beim Ball des Sports 2017.“

Natürlich musst du erst einmal die Qualifikation für das Finale schaffen. Wen siehst du als deine größte Konkurrenz an?

Unruh: „Auf alle Fälle meine Teamkolleginnen, die alle sehr stark sind. Ich denke, wir werden das unter uns ausmachen und versuchen, dass uns keiner dazwischen grätscht.“

Die angesprochenen Michelle Kroppen und Elena Richter sind auch deine Trainingspartnerinnen in Berlin. Ist das ein Vorteil, der jede von euch pusht und besser macht?

Unruh: „Ich denke schon, denn alleine wenn man Mannschaftsbewerbe trainieren will, muss man nicht Hunderte von Kilometern fahren, sondern man kann es tagtäglich üben. Und wenn jemand einmal keine Lust hat, versuchen wir uns gegenseitig zu motivieren.“

Wie gehst du damit um, national immer in der Favoritenrolle zu sein?

Unruh: „Ich sehe mich nicht so, daher mache ich mein Ding. Ich trainiere, weil ich den Bogensport liebe und weil es mein Leben ist. Deshalb genieße ich jeden Wettkampf, den ich machen kann.“

Wie kam diese große Liebe zum Bogensport zustande?

Unruh: „Mir macht dieser Sport unheimlich viel Spaß. Und dazu kommt, dass ich diese Sportart sehr gut kann, dann macht es natürlich gleich noch mehr Spaß. Wenn man einen Schuss macht, der sich gut anfühlt und dann auch noch ins X geht, dann ist das die größte Belohnung. Ich mag es, mich mit anderen Nationen zu messen, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen und bin da sehr dankbar dafür.“

Bei der Deutschen Meisterschaft trifft die nationale Elite auf die ambitionierte Leistungssportbasis. Kann es da überhaupt Überraschungen geben?

Unruh: „Natürlich. Das ist das Phänomen des Bogensports. Vorrunde hin oder her – drei Pfeile im Finale kann jeder schießen. Und da es immer wieder von Neuem losgeht, kann es ganz schnell dazu kommen, dass auch ein Nichtfavorit punktet.“

Neben der DM findet auch jedes Jahr das Bundesliga-Finale in Wiesbaden statt. Wiesbaden = Bogen-Hauptstadt?

Unruh: „Warum nicht? Der Sitz des DSB ist dort, die letzten drei Bundesligafinals in der Halle haben dort stattgefunden – ein riesiges Event, was super viel Spaß gemacht hat.“

Nach der DM findet mit der EM in Polen der Höhepunkt der Saison statt. Was sind deine Ziele?

Unruh: „Es wäre schön, wenn wir mit der Mannschaft ins Finale kommen und eine Medaille holen. Auch im Einzel würde ich mich natürlich darüber freuen. Ich werde alles geben und dann sehen wir weiter – wie immer.“

Der Wettkampf überhaupt ist im nächsten Jahr die WM. Darauf ist alles ausgerichtet, oder? Dein Ziel?

Unruh: „Ein Quotenplatz mit dem Team, denn dann kann man sich erst einmal entspannt zurück lehnen. Ansonsten verschieben sich die Prioritäten und es geht wieder nur darum, einen Quotenplatz zu holen, wie 2016, wo nicht mehr Olympia das Ziel war, sondern der Fokus nur noch auf dem Quotenplatz lag.“

Das heißt „Beauty“, so der Spitzname deines Bogens, muss es richten? Wie kamst du auf den Namen?

Unruh: „Auf alle Fälle wird er das. Er heißt so, weil er einfach der Schönste ist (lacht). Er ist lila und ein Mädchenbogen.“

Wird es „Beauty“ mit den Biestern bei DM und EM aufnehmen?

Unruh: „Auf jeden Fall wird er das.“

 

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