Weltcup Berlin: Spielt der Heimvorteil eine Rolle?

12.06.2018

2018 genießen die deutschen Bogen-Schützinnen und Schützen zum zweiten Mal Heimrecht im internationalen Circuit! Nämlich dann, wenn vom 17. bis 22. Juli in Berlin - zunächst auf dem Maifeld (Qualifikation), dann vor dem Anhalter Bahnhof (Finale) - der Weltcup ausgetragen wird.

Dass der Wettkampf in der deutschen Hauptstadt etwas Besonderes ist, versteht sich für die Vielgereisten, die ihre Turniere oftmals in Übersee austragen, von selbst. Bedeutet es aber auch einen Vorteil? „Nein!“, sagt die Ur-Berlinerin Lisa Unruh. „Für uns gibt es keinen Heimvorteil, denn wir schießen nie auf dem Maifeld, von daher wissen auch wir nicht, wie der Wind am besten einzuschätzen ist. Wir freuen uns, wenn wir durch unsere Fans unterstützt werden.“

Im vergangenen Jahr strömten die Zuschauer in das Finalstadion und sorgten für eine tolle Atmosphäre, und auch 2018 bietet die Arena an den beiden Finaltagen  (21./22. Juli) Platz für 2000 Zuschauer (Ticketvorverkauf). Die hätten sicherlich nichts dagegen, wenn auch die heimische Bogen-Elite im Kampf um die Medaillen eingreift, so, wie beispielsweise in den Teamwettbewerben in Shanghai (3. Platz für die Männer) und Antalya (2. Platz für die Frauen) in diesem Jahr. Sorgt die Erwartungshaltung der deutschen Fans und Medien womöglich für zu viel Druck? Recurve-Bundestrainer Oliver Haidn hat eine klare Meinung zum Turnier in Berlin: „Das Wort Druck kann ich nicht hören, das gehört nun einmal dazu. Wer damit nicht klarkommt, hat im Nationalkader nichts zu suchen. Vorteilhaft ist natürlich das Wegfallen der Anreisezeit und Zeitumstellung. In Berlin ist es für unsere Athleten aber schwieriger, Ruhephasen zu finden, da es Autogrammwünsche gibt und Volunteers beispielsweise das Gespräch suchen.“

Sein Trainer-Kollege, Holger Hertkorn vom nicht-olympischen Compoundbogen, sagt: „Es ist sicherlich ein Vorteil, auf heimischen Terrain einen Weltcup zu bestreiten. Die Umgebung ist vertrauter und die Atmosphäre war letztes Jahr hervorragend. Die mögliche Unterstützung der Athleten ist größer. Sicherlich ist aber auch der Erwartungsdruck, mit dem die Athleten umgehen müssen, höher.“

Auch einer seiner Schützlinge, Compounder Marcus Laube, sieht dem Heim-Weltcup mit gemischten Gefühlen entgegen: „Es motiviert natürlich unheimlich, einen Weltcup im eigenen Land schießen zu dürfen, aber auch hier ist es immer eine Frage, wie kommt man rein in den Wettkampf. Dann ist leider von allem bis gar nichts möglich!“

Klar ist aber seine Einschätzung zum Weltcup an sich: „Das Maifeld ist mit Abstand der schönste Austragungsort, auf dem ich bei Weltcups je schießen durfte. Und da ich seit 2010 im Weltcup-Zirkus unterwegs bin, habe ich schon den ein oder anderen gesehen!“ Und bei Orten wie Shanghai, Antalya, Rom oder Salt Lake City ist das definitiv als kleine Liebeserklärung anzusehen, unabhängig davon, ob es ein Vor- oder Nachteil ist, im eigenen Land zu schießen.

    

   

 

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